Der stereotype Japanischlerner

oder: Wie ein Film über Glühwürmchen meine Meinung doch noch ein bisschen geändert hat

11.08.2017

Wenn die Mädchen in meinem Volkshochschul-Japanisch-Kurs über diverse K-Pop und J-Pop (also koreanischer und japanischer Pop) Gruppen reden, kann ich leider nie etwas schlaues beisteuern, weil ich niemanden davon kenne. Wenn ich im Internet Texte von anderen Japanischlernern lese, kann ich oft nichts anfangen mit den Anspielungen auf berühmte Mangafiguren und wenn mein Freund von den Anime-Serien seiner Jugend erzählt, sagt mir bestimmt die Hälfte der Namen kaum etwas. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin der einzige Mensch auf dieser Welt, der Japanisch lernt, ohne je eine Manga gelesen zu haben. Manchmal finde ich es schade, da nicht an Andere anknüpfen zu können. Aber wer ist das schon, der stereotype Japanischlerner? Ich bin mir sicher, dass nicht alle Ausländer die Japanisch lernen, von Kindheit an brennende Fans der japanischen Popkultur waren - nur leider kenne ich bis jetzt fast niemanden, dem es da genauso geht wie mir. Beziehungsweise, dem es genauso ging wie mir... Bis gestern habe ich in meinen 23 Jahren 2 (!) japanische Anime gesehen - beide nachdem ich meinen Freund kennengelernt habe, man kann also nicht sagen, ich hätte mich nicht bemüht! ;) - und beide haben mir eher mittelmäßig gefallen. Über welche das waren, schweige ich hier lieber, sonst mache ich mich noch ganz schnell unbeliebt ;) (Kleiner Tipp: Natürlich waren beide in Japan sowie weltweit sehr erfolgreich...) Vor einiger Zeit hat mir eine Freundin ein paar Empfehlungen für japanische Anime gegeben und ich dachte, eine letzte Chance muss ich dem Genre doch noch geben, das anscheinend so viele Menschen begeistert. Deswegen habe ich heute Abend meinen dritten Anime gesehen - 火垂るの墓 (Hotaru no Haka) was auf Deutsch so viel heißt wie "Das Grab der Glühwürmchen" (Der offiziell übersetzte deutsche Titel ist "Die letzten Glühwürmchen"). Der Film ist schon 1988 vom berühmten Studio Ghibli erschienen, das heißt vielleicht kennt den Film auch der ein oder andere von euch. Er handelt von einem japanischen Jugendlichen, der im zweiten Weltkrieg beide Eltern verliert und sich fortan allein um seine kleine Schwester kümmert und mit ihr ums Überleben kämpft. Und was soll ich sagen? Ich kann nicht sagen, dass der Film schön war, dafür war er viel zu traurig. Aber richtig gut fand ich ihn. Und das hat mich am Meisten überrascht. Die Zeichnungen waren wunderschön und die Geschichte geht einem nah. Wer hätte gedacht, dass ich irgendwann über einen Anime ins schwärmen komme? Ich am allerwenigsten. 

Das ist eine Sache, die ich so sehr an dieser internationalen Beziehung schätze. Wie sehr sie einem die Augen öffnet für Dinge, die man sonst nie beachtet hätte. 

Beste Grüße, deine

- Isabella

 

(Einen sehr schönen Artikel über den Film findest du hier.)


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